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Man braucht nicht immer einen Plan. Ein Ziel reicht.

Die Geschichte…

„Es ist eine gefährliche Sache, aus Deiner Tür hinauszugehen. Du betrittst

die Straße, und wenn Du nicht auf Deine Füße aufpasst, kann man nicht

wissen, wohin sie Dich tragen.“

Bilbo Beutlin

1991 - 1994 „Es war einmal…“ Ja, es war tatsächlich einmal. Es war das Jahr 1991, ich war unschuldige 17 Jahre alt und wurde von einem guten Freund gefragt, ob ich nicht mit ihm nach Spanien fahren wolle. Seine Oma hatte zu dem Zeitpunkt bis vor Kurzem in Javea eine Stelle als Reinigungskraft in einer Bar, und die Erzählungen hatten ihn so gereitzt, dass er gerne Urlaub in Spanien verbringen wollte. Also sind wir dann im Sommer ´91 mit einem Reisebus aus von Maastricht nach Denia (und von da aus weiter mit dem Taxi nach Javea) gefahren. Unser erstes großes Abenteuer. Freiheit - ohne Eltern, ohne Regeln, alleine auf uns gestellt. Während heute die Kids keinen Meter ohne GPS- Tracking, WhatsApp und einem sich selbst aktualisierenden Facebookstatus gehen können, bedeutete das für uns: Wir waren tatsächlich (gefühlt) frei von jeglicher Kontrolle. Das Gefühl: Unbeschreiblich. Was dann kam, sollte mein weiteres Leben tiefer prägen, als ich es damals absehen konnte. Mein pubertäres Ich sog alle EIndrücke auf und verankerte sie ganz tief und fest in meinem Gehirn. Die Octopus - jene Bar, die für mich den Prototyp einer Szenebar darstellt - vereinte alle Elemente, die mich nie wieder loslassen sollten: Es standen immer Harleys vor der Türe, es liefen durchweg THE DOORS, die Sonne brannte, wir waren frei, lernten tolle Menschen kennen und erlebten viele, viele Eindrücke, die unser zuvor behütetes Dasein nicht zugelassen hatte. Der behütete Dorfjunge atmete Abenteuerluft. Bis einschließlich 1994 war ich dann in den Sommern in Javea, und diese Stadt, die Bars, die Atmosphäre und das Feeling haben mich gefangen. Es gibt wenig Erinnerungen an diese mich prägende Zeit, die nicht in irgendeiner Form damit verknüpft sind. Es würde Bücher füllen, wenn ich versuchen würde, alles das, was ich damals an Eindrücken auf mich einprasseln lies, in Worte zu fassen. Wir verbrachten die Nächte erst in der Octopus, dann in der Moli Blanc, wir taumelten danach in den Sonnenaufgang Richtung Strand, überzeugt davon, dass uns diese Erfahrungen nie wieder genommen werden würden. Ich verließ Javea Ende Sommer ´94 und versprach Judit und Tatjana, den Töchtern des damaligen Besitzers der Octopus, dass ich sie mit meiner eigenen Harley besuchen käme und auf einen Kaffee einladen würde. Naja, jugendlicher Leichtsinn und so. Aber - wie das Leben so spielt - ich wusste zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht, dass dies für lange Zeit mein letzter Besuch an der Costa Blanca sein sollte. Abitur, Ausbildung, Arbeiten gehen, der Versuch einer Selbständigkeit und viele, viele Flausen im Kopf änderten zunächst meine Prioritäten (und damit auch finanziellen Möglichkeiten) drastisch. Es folgte eine Hochzeit und kurz danach kam unsere erste Tochter zur Welt, das Versprechen auf einen Kaffee rückte, der Realität des Lebens geschuldet, erst einmal in den Hintergrund. Doch das Ding mit der Harleytour nach Spanien war nie ganz weg, die Sehnsucht immer da - aber wie sagt man so schön? „Life is what happens while you´re making plans“, Leben passiert, während Du Pläne machst. So beschränkte sich meine Dosis Harley- Abenteuertrip in den kommenden 30 Jahren darauf, alte Fotos aus Spanien zu betrachten, bei „Riders on the Storm“ zu träumen und „Easy Rider“ zu gucken. Ich glaube bestimmt an die 300mal. Locker. Lief halt immer im Hintergrund. God damn the pusher. Dreissig Jahre später… Manchmal kommt das Schicksal um die Ecke und stupst Dich unvermittelt mit der Nase in Deine Träume von damals. 2020, also geschlagene 26 Jahre nach meinem letzten Besuch nach Javea, surfte ich mal wieder durch die unendlichen Weiten der sozialen Netzwerke. Inzwischen beruflich gefestigt, Vater von vier Kindern, verheiratet, hatte ich meine Bon-Jovi-lookalike-Haare gegen soziale Sicherheit getauscht. Klar, THE DOORS hörte ich immer noch regelmäßig, Easy Rider sorgte immer noch für den Traum von Freiheit und Abenteuer, aber Gedanken an meine Träume aus den Neunzigern hegte ich eigentlich verhätnismäßig selten. Und doch nagten sie weit näher unter der Oberfläche, als ich es tatsächlich zugeben wollte. Ich habe immer noch das Octopus-Feuerzeug, mit dem ich 1991 meine Gold Coast- Zigaretten angezündet habe, hatte immer irgendwo noch Fotos von der Octopus, den Harleys und unserem Zelt. Man kann halt vor seinen Träumen nicht fliehen. Plötzlich poppte bei Facebook eine Werbung auf: Die neue Harley-Davidson Softail. Warum ich sie überhaupt sehen konnte? Keine Ahnung, ich hatte Harley zu dem Zeitpunkt weder auf Facebook geliked, noch die Seite besucht. Vermutlich hätte ich die Werbung einfach weggeklickt, doch tatsächlich saß meine Göttergattin neben mir, sah mich an und fragte. „Sag mal, war da nicht mal was mit Dir und Spanien? Wann willst Du das eigentlich machen, wenn nicht jetzt?“. Das Leben, so sagt man, ändert sich in einigen, wenigen Augenblicken. Das war einer davon. Langer Rede kurzer Sinn: Eine Woche später saßen wir zusammen bei Harley-Davidson in Düsseldorf und bestellten meine Harley-Davidson. In „Vivid Black“, sprich in schwarz mit viel Chrom. Lieferzeit acht Monate - aber nach knapp dreissig Jahren fallen die auch nicht mehr ins Gewicht, und die Zeit konnte ich ja auch noch nutzen, um nach fast drei Dekaden meinen Führerschein um die Klasse „A“ zu erweitern. So konnte ich nach fast dreissig Jahren etwas in Angriff nehmen, was ich vor dieser gefühlten Ewigkeit zugesagt hatte: Mit der Harley, die ich übrigens „Lizzy“ getauft habe, an die Costa Blanca fahren und ein vor langer Zeit gegebenes Versprechen einlösen. Ja, ich weiß, es ist ein Klischée, meine Fahrt nach Spanien mit derjenigen Fahrt von Peter Fonda und Dennis Hopper zu vergleichen, die sie als Billy und Wyatt in „Easy Rider“ unsterblich gemacht hat. Aber tatsächlich habe ich mich während der Fahrten, während ALLER Fahrten, in vielen Situationen in dem Film wiedergefunden - die Freiheit, die Grenzenlosigkeit, die Unabhängigkeit, die das Lebensgefühl 1969 von der Leinwand in die Köpfe der Fans transportiert hat, man kann sie spüren. Der Moment, in dem Deine Harley zu einem lebenden Wesen wird, das mit Dir zusammen diese Abenteuer erlebt - unbezahlbar. Und unbeschreiblich. Hör auf zu träumen. Die Straße gehört Dir.
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